Am Anfang stand die Erkenntnis des Bürgerforums Nortorf, dass die Nationalsozialisten während des 2. Weltkriegs 13 Menschen aus dem Amt Nortorf umgebracht hatten, zehn in ihren „Euthanasie“-Tötungsanstalten, zwei in den KZs und ein Kind in der Kindertötungsanstalt Schleswig, von den Nazis verschleiernd als „Kinderfachabteilung“ bezeichnet.
Seit 2011 war es darum das Ziel des Bürgerforums, für diese Menschen in der Mitte Nortorfs ein Mahnmal zu errichten, zur Erinnerung an die namentlich zu nennenden Opfer und zur Mahnung an die heute Lebenden. An einem von der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Nortorf organisierten Runden Tisch wurde unsere Idee Kommunalpolitikern und Bürgern nahegebracht. Diese "Runden Tische" waren gut besucht, wenn sich auch das Interesse der Kommunalpolitiker in Grenzen hielt - von der SPD-Fraktion beteiligte sich sogar niemand. Hilfreich war, dass sich der Bürgermeister Horst Krebs dieser Idee gegenüber zunehmend offen zeigte. Die Kirchengemeinde stellte schließlich für dieses Mahnmal einen Platz gleich neben der Kirche zur Verfügung, und der überregional bekannte Bildhauer Manfred Sihle- Wissel aus Brammer erklärte sich bereit, das Mahnmal zu gestalten und es auch zu stiften.
Am Volkstrauertag, dem 13. November 2016, wurde das Mahnmal nach dem Ende des Sonntagsgottesdienstes eingeweiht. Die Feier war sehr gut besucht. Auch Vertreter der Nortorfer Vogelgilde und der Freiwilligen Feuerwehr Nortorf waren anwesend. Nach der Eröffnung der Feier durch Frau Pastorin Trede hielt Günter Neugebauer, Sprecher der regionalen Arbeitsgruppe Schleswig-Holstein für den Verein "Gegen Vergessen - Für Demokratie", die Hauptrede, in der er deutlich machte, wie wichtig für die Demokratie die Erinnerung an die ganze deutsche Vergangenheit und wie wichtig darum für Nortorf dieses Mahnmal sei. Die Herrschaft des Unrechts durch die Nationalsozialisten hätte willfährige Unterstützer auch in Nortorf gefunden. Ohne sie, Verwandte, Nachbarn, gut beleumdete gesellschaftliche Eliten und sogar Pastoren wären die Verfolgung und Ermordung von politischen Gegnern, die Einrichtung von Konzentrationslagern, die Ermordung von Homosexuellen, Sinti und Roma, angeblich Kranken sowie jüdischen Mitbürgern nicht möglich gewesen.
Die zu schnelle Entnazifizierung von Schuldigen gerade in Schleswig-Holstein hätte zur Verdrängung des Geschehenen geführt. Mit Hilfe der Tageszeitung, einiger Parteien und Verbänden sowie der von ehemaligen Nazis besetzten Landesregierung sei es gelungen, sehr zügig die Deutungshoheit über den von Ausnahmen abgesehen, angeblich anständigen Nationalsozialismus zu übernehmen. Das Mahnmal und die Inschriften hätten den Opfern der NS-Herrschaft einen Namen und damit ein Gesicht gegeben. Sie seien erniedrigt und ermordet worden, nur, wie es in der Inschrift heiße, weil sie „anders“ waren.
Bevor der Bürgermeister Horst Krebs mit einem Zitat des Bundespräsidenten Joachim Gauck zum Volkstrauertag die Feier beendete, wies Meinhard Jaster als Vertreter des Bürgerforums darauf hin, dass sich das Schreckliche, das vor mehr als 70 Jahren geschehen war, angesichts der rassistischen Tendenzen an vielen Orten der heutigen Welt auch bei uns durchaus wiederholen könne. Die menschliche Natur lasse dies als Möglichkeit zu. Das Mahnmal, das hier eingeweiht werde, solle ein Beitrag dafür sein, dass sich solche Barbarei nicht wiederhole.
Meinhard Jaster
Bürgerforum Nortorf