Positionsbestimmung der Vereinigung Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V. zu Problemen der Islamdebatte und Integration

  1. Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V. warnt vor einem Denken, das die Distanz zu den Muslimen in unserer Gesellschaft vergrößert oder gar Haltungen fördert, die den Islam als Feind betrachten (Islamophobie). Dies gilt gerade auch für Denkansätze, die durch die fragwürdige Anwendung der Vererbungslehre oder eine rein ökonomische Betrachtung Ressentiments gegenüber Menschen aus muslimischen Ländern fördern. Sowohl der Islam als auch die muslimische Bevölkerung sind in ihrer religionsgeschichtlichen, regionalen und sozialen Differenziertheit und Vielfalt wahrzunehmen und als Teil unserer Gesellschaft im 21. Jahrhundert anzuerkennen.
  2. Viele Menschen muslimischen Glaubens kamen in den vergangenen Jahren nach Deutschland. 2011 jährt sich zum 50. Mal die Unterzeichnung des Anwerbeabkommen mit der Türkei. Die Mehrheit der in Deutschland lebenden Einwanderer ist längst in unserer Gesellschaft angekommen. Deshalb muss darauf geachtet werden, dass in der Integrationsdebatte die Probleme einer Minderheit von Migranten nicht den Blick auf die Gesamtsituation verstellen. Gleichwohl müssen vorhandene Integrationsschwierigkeiten und deren Ursachen offen und fair angesprochen werden. Zu den Problemen gehört die mancherorts erkennbare Entstehung von Parallelgesellschaften, die Nachteile nicht zuletzt für die Menschen, zumal die Kinder, bringt, die in der Segregation leben. Rechtsstaat und Zivilgesellschaft dürfen sich - und dies gilt aus unserer Sicht für alle Bevölkerungsteile - nicht damit abfinden, dass Menschen- und Bürgerrechte, überhaupt Lebens- und Teilhabechancen für einzelne Gruppen der Bevölkerung nur in eingeschränktem Sinne gelten sollen und verwirklicht werden. Diese Herausforderungen müssen zusammen mit den betroffenen Gruppen angegangen werden.
  3. Die Vereinigung Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V. wendet sich seit ihrer Gründung gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Vor dem Hintergrund der historischen /Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus fordert sie hohe Sensibilität und Verantwortungsbewusstsein bei der Erörterung von Fragen der Integration von Menschen aus anderen Kulturen, auch aus muslimisch geprägten Ländern. Wir haben dabei die Diskussion in dem Bemühen zu führen, einen breiten Konsens in unserer Gesellschaft unter Einbezug der Migranten zu erreichen.

Berlin, 9.Mai 2011
Der Geschäftsführende Vorstand