Bedeutende Duisburger Demokraten

Beginnend am 3. August 2013 veröffentlicht die Rheinische Post Duisburg in Zusammenarbeit mit der Vereinigung „Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V.“ in loser Abfolge Würdigungen bedeutender Duisburger Demokraten. Beabsichtigt ist eine zweiwöchentliche Abfolge. Absehbar sollen fünf Würdigungen veröffentlicht werden. 

Franz Wieber (2.3.1858 – 30. April 1933) – Katholik und Arbeiterführer (von Elke Braun)

Michael Rodenstock (11.3.1883 – 2.5.1933) – Gewerkschaftssekretär und Friedensaktivist (von Günter Zirbi)

Gottfried Könzgen (3.4.1886 – 15.3.1945) – Arbeitersekretär und Widerstandskämpfer (von Elke Braun)

Opens external link in new windowEmil Rentmeister (12.12.1905 – 2.5.1933) –  Linkssozialist und Reichsbannermann (von Elke Braun)

Opens external link in new windowAugust Seeling (19.5.1906 – 14.8.1998) – Nazi-Verfolgter und Oberbürgermeister der Aufbaujahre (von Harald Stecker).

Allen Beteiligten ist bewußt, dass die obige Aufzählung nicht vollständig ist. Je nach dem eigenen politischen Hintergrund fallen sofort weitere Namen von Duisburgern oder Aktivisten mit einem Bezug zu Duisburg ein – erwähnt seien nur stellvertretend für alle anderen: Karl Jarres, Wilhelm Hasenclever, Friedrich Albert Lange, Herta Niederhellmann, Eberhard Brünen oder Rosi Wolfstein. Zur Vervollständigung sind alle Leser aufgerufen.

Warum dann diese Zusammenstellung und keine andere? In der Artikelserie, bis auf eine Ausnahme, werden Würdigungen veröffentlicht, die in den letzten beiden Jahren auf dem Fest der Freiheit zum Verfassungstag vorgetragen wurden – und zwar in einer bezeichnenden Aufgabenteilung. Aus dem eher konservativen Spektrum wurde an verdiente Sozialdemokraten erinnert, aus dem sozialdemokratischen an herausragende Konservative, in diesem Falle Zentrumspolitiker. Vor Augen geführt werden sollte ein gemeinsamer Mangel im gesamten „Verfassungsbogen“ der Bundesrepublik Deutschland, nämlich eine gewisse, nicht erklärte Undankbarkeit gegenüber den eigenen Vorfahren, Vorgängern und in der Abfolge der Generationen, den Vorkämpfern. Die Namen der großen Demokraten sind kaum noch präsent, auf örtlicher Ebene erst recht nicht. Zugespitzt läßt sich sagen: Im Zuge einer negativen NS-Apologie wurde in den letzten beiden Jahrzehnten mehr Kraft darauf verwandt, die Namen der Täter den Jüngeren zu vermitteln, als die Namen derjenigen, die für ein anderes, ein besseres Deutschland standen.

Auf allen Seiten des demokratischen Spektrums sind hier „Grabungsarbeiten“ zu leisten. Das wird nicht von heute auf morgen zu leisten sein, begonnen werden kann aber mit geringen Mitteln schon heute. Schulprojekte brauchen sich nicht zwingend auf die zwölf Jahre des „Tausendjährigen Reiches“ zu beschränken, sie könnten durchaus auch einmal der Frage nachgehen, wie z.B. die eigene „Penne“ zur Herausbildung des Führungsnachwuchses der demokratischen Parteien beigetragen hat

Dabei werden auch Schwächen und Mängel zutage treten, die gebrochenen Lebensläufe sichtbar werden. Für diese steht unter den fünf Erstgenannten Emil Rentmeister. Als Mitglied der Sozialistischen Arbeiterpartei, einer revolutionären linkssozialistischen Abspaltung der SPD vom Herbst 1931, dürfte er das Credo „Republik, das ist nicht viel! Sozialismus heißt das Ziel!“ geteilt haben – als Mitglied der Republikschutzorganisation „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“ engagierte er sich bei Einsatzes seines Lebens für den Schutz eben dieser Republik. Angemerkt sei hier nur: auch Herbert Frahm, besser bekannt unter seinem „Nome de Guerre“, Willy Brandt, war Mitglied dieser Partei.

Diese gebrochenen Werdegänge, die sich in allen politischen Lagern finden lassen, in ihren Motivlagen zu verstehen und nachvollziehbar zu machen, soweit dies heute noch geht, dürfte eine der wichtigsten Aufgaben in den nächsten Jahren sein. Damit diese Aufgabe auch bewältigt werden kann, sind klare Konturen erforderlich. Hervorgehoben werden bedeutende Duisburger Demokraten, gesagt wird nicht, dass sie zeitlebens Demokraten waren, aber sie haben sich alle in unterschiedlicher Weise als Demokraten bewährt. So wie zum Beispiel Ernst Reuter, ehemals Spitzenfunktionär der KPD, lange bevor er Regierender Bürgermeister von Berlin (West) wurde.