Buchvorstellung: Protestanten in Zeiten des Kalten Krieges

Freitag, 26. Januar 2018

, 17.30 Uhr

Geschichtsmesse der Bundesstiftung Aufarbeitung, Ringberghotel, Ringberg 10, 98527 Suhl

Das Autorinnenteam Annette Hildebrandt und Lothar Tautz über:

"Der Wittenberger Kirchentag zum Lutherjubiläum 1983 im Fokus der Staatssicherheit"

Vom 22.- 25. September 1983 fand der letzte von sieben Kirchentagen im Bereich des Bundes Evangelischer Kirchen der DDR in der Lutherstadt Wittenberg statt. Bereits am 3. Oktober wurde Erich Honecker ein zusammenfassender MfS-Bericht von Erich Mielke vorgelegt. Der Staatssekretär für Kirchenfragen, Klaus Gysi, bezeichnete den Kirchentag im Rückblick als „schlimmsten Kirchentag von allen“.

Die SED hatte die Breitenwirksamkeit und internationale Aufmerksamkeit der kirchlichen Jubiläumsveranstaltungen, insbesondere der Kirchentage, zunächst unterschätzt und wachte nun mit (den) Argusaugen (der Staatssicherheit) über jede Regung protestantischer Aktivisten, ob es Bischöfe, Pfarrerinnen oder schlichtweg Protestanten im Laienstand waren, wobei das MfS selbst von „Tatortarbeit“ sprach.

Die Staatssicherheit arbeitete schnell und gründlich und hat uns (unwillentlich) zahlreiche Dokumente überliefert, die sowohl ihre eigenen Aktivitäten, als auch die der Observierten nachzeichnen, selbstverständlich durch die ideologische Brille gesehen. Deshalb ist es wichtig, ergänzend Zeugnisse der Hauptakteure in der Evangelischen Kirche heranzuziehen, um zu einer historisch-kritischen Darstellung und Bewertung der Ereignisse zu kommen. Dies geschieht im Rahmen des Buches exemplarisch in Bezug auf den Wittenberger Kirchentag, der nicht nur wegen des historischen Ortes die wichtigste, sondern auch die (kirchen-) politisch nachhaltigste Großveranstaltung im Lutherjahr 1983 war. Prinzip der Publikation ist es, die Quellen selbst sprechen zu lassen, in den historischen Kontext gestellt, behutsam kommentiert und da, wo diese nicht aus sich selbst heraus vollständig verständlich sind, mit Erläuterungen versehen. Bisherige Veröffentlichungen (insbes. Maser, Schorlemmer) sind angemessen berücksichtigt.