„Politisch missbraucht? Psychiatrie und Staatssicherheit in der DDR

Bericht zur Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung – Politisches Bildungsforum Thüringen des Vereins Gegen Vergessen – Für Demokratie - RAG Thüringen, der FLOHBURG | Das Nordhausen Museum

„Politisch missbraucht?   Psychiatrie und Staatssicherheit in der DDR“

ist der Titel des Buches von Dr. Sonja Süß, Berlin, das am 12. Februar 2015  Gegenstand eines Vortrags mit Gespräch im Stadthistorischen Museum „FLOHBURG | Das Nordhausen Museum“ war. In der auf dem Cover abgedruckten Rezension heißt es u.a. dazu:

„Hat es auch in der DDR einen politischen Missbrauch der Psychiatrie gegeben?

Sonja Süß hat in jahrelanger Kleinarbeit hunderte Akten des Ministeriums für Staatssicherheit ( MfS ) ausgewertet und kommt in ihrer Monographie zu überraschenden Ergebnissen:

Tatsächlich hat ein Teil der Ärzte, die als inoffizielle Mitarbeiter des MfS tätig waren,  Patientengeheimnisse verraten. Auch waren psychisch Kranke anlässlich von Staatsfeiertagen als potentielle Störer vorübergehend in psychiatrische Krankenhäuser eingewiesen. Außerdem waren mehrere Fälle von Psychiatriemissbrauch zur Disziplinierung unbequemer Menschen durch die politischen Machthaber nachzuweisen. Doch anders als in der Sowjetunion oder Rumänien wurde die Psychiatrie in der DDR nicht systematisch als staatssicherheitsdienstliches Instrument zur Verfolgung politischer Gegner missbraucht.“

Während des Vortrags schilderte Dr. Süß die Entstehungsgeschichte des Buches und sprach beispielhaft Schwerpunkte des Inhalts an: das Gesundheitswesen im Focus des MfS, inoffizielle Mitarbeiter im Gesundheitswesen, Gutachtertätigkeit im Dienste der Stasi, polizeirechtliche oder ordnungspolitische Maßnahmen, strafrechtliche und strafprozessuale Psychiatrieeinweisungen, Psychologie und Psychiatrie innerhalb des MfS.

Im Anschluss an den Vortrag nutzten die 92 interessierten Besucher, darunter auch Schüler, die Möglichkeit des Gesprächs mit der Buchautorin bzw. ergänzten durch sachbezogene Hinweise das Vorgetragene.

Nach über zwei Stunden traten die Besucher der Veranstaltung den Heimweg an, mit vielen neuen Erkenntnissen und teilweise sehr nachdenklich.

Die Veranstalter danken Frau Dr. Süß für den Vortrag, den Besuchern für ihr Interesse und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Flohburg für die freundliche Betreuung während der Veranstaltung und die Versorgung mit Getränken.

 

Nordhausen, den 18..02.2015

Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V.

i.A. Joachim Heise