Hans Otto Bräutigam nimmt Preis Gegen Vergessen – Für Demokratie entgegen

Preisträger Hans Otto Bräutigam (mitte) bei der Übergabe der Preisurkunde mit dem Vorsitzenden von Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V. Prof. Dr. Bernd Faulenbach (2.v.l.), dem Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe Dr. Frank Mentrup (r.), sowie den Vorstandsmitgliedern Prof. Dr. Hansjörg Geiger (l.) und Uta Leichsenring. Foto: vokopress

Karlsruhe, 23.11.2019. Der ehemalige Leiter der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik bei der DDR und ehemalige Justizminister von Brandenburg Hans Otto Bräutigam hat den Preis „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ des gleichnamigen Vereins entgegengenommen. Mit dem mit 7500 Euro dotierten Preis wird Bräutigam für sein Lebenswerk geehrt.

Der Vorsitzende von Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. , Prof. Dr. Bernd Faulenbach, sagte bei der feierlichen Preisverleihung am Samstagabend im Rathaus Karlsruhe: „Im gesamten Wirken Hans Otto Bräutigams zeigt sich das grundlegende demokratische Prinzip, dass Verständigung auf Haltung, Kompromissbereitschaft und Dialog beruht.“

Laut Jurybegründung verkörpert Bräutigam wie kaum ein anderer die Bemühungen um eine deutsch-deutsche Verständigung bereits seit der „neuen Ostpolitik“ der sozial-liberalen Bundesregierung in den 1970er-Jahren. Als Mitarbeiter und späterer Leiter der Ständigen Vertretung half er, vielen Menschen in Ost und West den Alltag im geteilten Deutschland zu erleichtern. Er trug dazu bei, durch Zusammenarbeit Feindbilder abzubauen und eine Grundlage dafür zu schaffen, dass eine Vereinigung möglich wurde. Seit 1990 hat Bräutigam als Justizminister in Brandenburg den schwierigen Transformationsprozess in den Landesbehörden, im Strafvollzug und bei der Aufarbeitung des DDR-Unrechts mitgestaltet. Dabei setzte er sich für einen fairen Umgang mit den DDR-Biografien ein. Sowohl als Minister als auch anschließend als Vorsitzender der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ hat er sich darüber hinaus für die Erinnerung an den Nationalsozialismus und für ein konsequentes Eintreten gegen rechtsextremistische Aktivitäten stark gemacht.

Hans Otto Bräutigam erinnerte sich in der Gesprächsrunde im Rahmen der Preisverleihung an den schwierigen Umgestaltungsprozess in der brandenburgischen Justiz nach der Vereinigung Deutschlands. Bräutigam: „Die Gerichte mussten über Nacht bundesdeutsches Recht anwenden, ohne die Gesetze zu kennen.“ Stark belastet habe ihn der Entscheidungsprozess darüber, welche Richter mit DDR-Vergangenheit im Amt bleiben durften und welche nicht. Bräutigam: „Es ging mir um Gerechtigkeit für jeden einzelnen Menschen, nicht um Entscheidungen nur nach formalen Gesichtspunkten.“