Mitteilungen

Zum islamistischen Terror der vergangenen Wochen

Stellungnahme des Vorsitzenden von Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V.

6. November 2020. Mit Entsetzen und Abscheu haben wir in den vergangenen Wochen eine ganze Reihe von islamistisch motivierten Untaten erlebt: den Mord an dem Lehrer Samuel Paty in der Nähe von Paris, den Messerangriff mit Todesfolge auf zwei Touristen in Dresden, den Mord an Kirchenbesuchern in Nizza, den Terror in der Innenstadt von Wien. Unser Mitgefühl gilt den Opfern, den Toten, den Verletzten, ihren Angehörigen. Doch haben wir auch zu fragen, wie wir das Geschehen einzuordnen haben und was wir tun können.

Die Terrorwelle hat sehr verschiedene Gruppen der westlichen Zivilgesellschaften getroffen: Gläubige der christlichen Kirchen, Vertreter säkularisierten Denkens, Menschen, die diverse Lebensweisen praktizieren… Diesen militanten, religiös motivierten Extremismus haben wir ernst zu nehmen wie den auf der extremen Rechten und auch den auf der Linken. Sie alle verbindet der – im Einzelnen unterschiedlich durchgeführte – Einsatz brutaler Gewalt. Die Bekämpfung dieses Terrors ist sicherlich vorrangig von der Polizei und den Sicherheitsbehörden zu leisten. Bedeutsam ist freilich, inwieweit es zugleich zu einer gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit diesem Extremismus in unseren pluralistischen Gesellschaften kommt.

In Deutschland muss diese Auseinandersetzung durch ein breites Bündnis politischer und gesellschaftlicher Organisationen getragen werden: gefordert sind hierbei unter anderem auch muslimische Bürger und Organisationen sowie Einrichtungen der Bildungs- und Sozialarbeit. Auch ein Verein wie Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V., der in den vergangenen Jahren in Kooperation mit verschiedenen Gruppen ein Projekt über religiös motivierten politischen Extremismus begleitet hat, hat sich mit der Frage zu beschäftigen, was getan werden kann, um Anfälligkeiten für religiös begründeten Extremismus in westlichen Gesellschaften zu reduzieren. Es gilt, das Verständnis zwischen den verschiedenen Gruppen und Traditionen zu fördern und einen breiten Wertekonsens in der demokratischen Gesellschaft durchzusetzen.

Prof. Dr. Bernd Faulenbach