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Flagge zeigen!

von Wolfgang Braun

Die Vereinigung "Gegen Vergessen - Für Demokratie" überreicht symbolisch 140 Klassensätze aus Deutschland- und Europafahne für Duisburger Schulen. Außerdem unterstützt sie die zweite Ausstellung "Die Shoah und ihr Schatten".

Seit Aufnahme ihrer Tätigkeit in Duisburg hat die Vereinigung "Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V." ihre Botschaften auch immer durch die Wahl symbolträchtiger Veranstaltungstermine unterstrichen. Dieser Brauch wird auch im nächsten Monat fortgesetzt. Zwei Veranstaltungen verdeutlichen dann in kurzer Abfolge das Konzept ihrer staatsbürgerlichen Bildungsarbeit.

Demokratie: Schon am 1. September - gleichermaßen der 68. Jahrestag der konstituierenden Sitzung des Parlamentarischen Rates zur Erarbeitung des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland wie der 77. Jahrestag der Entfesselung des Zweiten Weltkrieges - werden symbolisch 140 Klassensätze aus Deutschland- und Europafahne für insgesamt sieben Duisburger Schulen an den bedeutendsten Schulträger, die Stadt Duisburg, übergeben. Da es nicht um einen neuen Flaggenkult gehen kann, werden ergänzend weitere Materialien zur Bildungsarbeit, nicht zwingend zum Gebrauch im Unterricht, ausgehändigt. Deutlich gemacht wird: Die Demokratiegeschichte Deutschlands beginnt nicht mit dem 8. Mai 1945, der Niederlage Nazi-Deutschlands im Krieg gegen die Alliierten. Die demokratischen Traditionen Deutschlands wurden im 19. Jahrhundert gelegt und auf diese konnte dann nach der Katastrophe der zwölf Jahre auch wieder aufgebaut werden.

Diktatur und Völkermord: Die andere Seite der deutschen Geschichte, die zuletzt vielfach als die deutsche Geschichte schlechthin genommen wurde, wird wenige Tage später verdeutlicht. Mit der Vernissage "Mahnung - Erinnerung - Verantwortung" wird am 18. September um 15 Uhr die Ausstellung der Straßburger Künstlerin Francine Mayran in ihrer Anwesenheit erneut dem Duisburger Publikum präsentiert. Titel und Inhalt der Ausstellung: Der Mensch des Menschen Wolf? Die Shoa und ihr Schatten.

Diesmal ist derselbe Querschnitt aus ihrem Werk im Gemeindehaus Ruhrort zu sehen - ergänzt um eine Reihe von erstmals präsentierten Porträts. "Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V." stützt und unterstützt diese Initiative des Kreativquartiers Ruhrort, die die Gemälde im Rahmen seiner Feierlichkeiten zum 300. Hafenjubiläum zeigt. Eingang findet die Ausstellung auch in die Jüdischen Kulturtage 2016. Die Ausstellung wird nach der Vernissage vom 19. September bis 3. Oktober im Gemeindehaus Ruhrort, Dr. Hammacher Straße 6, zu sehen sein. Francine Mayran zeigt zehn neue Porträts neben den schon bekannten, die sie im Januar in der Salvatorkirche gezeigt hatte (die RP berichtete). Erstmals überhaupt zeigt sie in Ruhrort ihre jüngsten Porträt-Arbeiten. Neben den Duisburgern Gottfried Könzgen und Rabbi Manass Neumark zeigt sie Porträts von Inge Auerbacher, Dietrich Bonhoeffer, Gerard Braun, Sally Isaacson, Martin Niemöller, Sophie Scholl, Leslie Schwartz und Ernst Walsken. Auch wenn die Ausstellung auf die Shoah und die anderen Verbrechen der Nationalsozialisten zentriert ist, wird die grundsätzliche Bedeutung nicht unterschlagen: Menschen sind unabhängig vom Herkommen zum Besten und zum Übelsten in der Lage.

Die Erinnerung an den Mord an den Armeniern, den Sinti und Roma und den Tutsi rufen dies beim Rundgang ins Bewusstsein. Das gültige Beispiel für exzessive Inhumanität bleibt für die Völker der Welt jedoch der deutsche Nationalsozialismus. Befasst man sich mit den Details dieser verschiedenen Ereignisse, kommt man zu dem Schluss: Das Beispiel ist treffend gewählt. Daher werden den Flaggen auch einige Klassensätze des Ausstellungskataloges beigelegt: Die Shoah und ihr Schatten!

Wenn also zu Beginn des Monats ein Blick auf die helleren Seiten der deutschen Geschichte genommen wird, so bleibt die düstere Mahnung im Hintergrund bestehen: Nie wieder! Davor können nach innen nur die Institutionen der demokratischen Republik schützen. Deswegen sind diese auch zu schützen. Die fast vergessene Bedeutung von Schwarz-Rot-Gold, nämlich die Flagge der deutschen Demokraten zu sein, ist wieder präsent zu machen.

Nicht nur in den Schulen! Und mit ihren Symbolen auch die deutsche Freiheits- und Demokratiegeschichte! Insofern ist es kein Zufall, wenn der diesjährige Preis "Gegen Vergessen - Für Demokratie" an den Verein "Weimarer Republik e.V." verliehen wird.

Der Artikel erschien in der Rheinischen Post. Wir bedanken uns für die Genehmigung zum Abdruck.