Willi-Ohlendorf-Preis 2012. Ehrenpreis für Pfarrer Friedrich Schafranek. Auszeichnung für die Realschule Bobingen

von Edmund Mannes

Walther Seinsch übergibt Pfarrer Schafranek die Urkunde für den Willi-Ohlendorf-Ehrenpreis

In einer bewegenden Feierstunde wurde am 9. November 2012 im Evangelischen Gemeindesaal Bobingen zum dritten Mal der Willi-Ohlendorf-Preis vergeben.

Pfarrer Friedrich Schafranek erhielt den Ehrenpreis für sein erlittenes Leid, seine vorbildliche Zivilcourage und sein stetes Engagement zur Aussöhnung. Seine Biografie reicht von seiner Geburt in Wien über Frankfurt am Main nach Berlin, in das Ghetto Litzmannstadt, KZ Auschwitz, KZ Dachau und ins KZ Kaufering. Im April 1945 erlangte er wieder die Freiheit. Er fand zur evangelisch-lutherischen Kirche und wirkte als Pfarrer in Australien. Nach seiner Rückkehr arbeitete er als Pfarrer in verschiedenen Gemeinden und wohnt seit 1986 in Bobingen.

Schülerinnen und Schüler der Staatlichen Realschule Bobingen haben in einer Projektarbeit zusammen mit ihren Lehrerinnen und Lehrern und Unterstützung durch das Kulturamt der Stadt Bobingen die Lage der Zwangsarbeiter während des Zweiten Weltkrieges in Bobingen erforscht. Dabei konnten Sie unter anderem den Lebensweg einer im Juni 1945 in Waldberg geborenen Tochter einer ukrainischen Zwangsarbeiterin verfolgen. Darüber hinaus wurde auf Initiative der Schule die Straße zur Schule zum Willi-Ohlendorf-Weg gewidmet.

Die Preisverleihung wurde von Walther Seinsch, Beiratsmitglied im Verein „Gegen Vergessen – Für Demokratie e. V. und Vorstandsvorsitzender des FC Augsburg vorgenommen.

In Würdigung besonderer Verdienste im Einsatz für Meinungsfreiheit, Demokratie und Solidarität unter den Menschen und Völkern, vergibt die SPD-Stadtratsfraktion Bobingen an herausragende Persönlichkeiten den von ihr gestifteten Willi-Ohlendorf-Preis.

Willi Ohlendorf hat sich bedingungslos gegen die nationalsozialistische Diktatur und den heraufziehenden Krieg gestellt, obwohl er eine Familie mit drei kleinen Kindern hatte. Er arbeitete als Ingenieur bei der IG-Farben-Fabrik in Bobingen. Seine kritische, ablehnende Haltung sowie die Mitgliedschaft in einer sozialistischen Gruppe, dem „Internationalen Sozialistischen Kampfbund“, führte 1938 nach einem Propaganda-Prozess zu einer Verurteilung von sechs Jahren Zuchthaus mit Zwangsarbeit. Nach Ableistung der Haftzeit wurde Willi Ohlendorf nicht entlassen, sondern kam als Schutzhäftling über das KZ Dachau nach Gandersheim-Brunshausen, einem Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald, wo er entkräftet und krank am 26. November 1944 zu Tode kam.