Heinrich Becker, in Herborn als Widerstandskämpfer geehrt

von Otto Geudtner und Heinz Jacobs

Heinrich Becker (1877-1964) begann seinen Berufsweg als Bergarbeiter unter Tage, schloss sich der Bergarbeitergewerkschaft an und stieg innerhalb dieser Gewerkschaft zum Sekretär und Bezirksleiter auf. Seine Aktivitäten führten ihn nach Herborn, wo auch seine politische Karriere für die SPD begann. Von 1924 bis 1933 war er Mitglied des Deutschen Reichstages in Berlin. Dort stimmte er am 23. März 1933 gegen Hitlers Ermächtigungsgesetz. Diese mutige Entscheidung und die Zerschlagung der Gewerkschaften am 1. Mai 1933 zwangen ihn zu einem Ortswechsel. Er ging zunächst ins Saarland, von wo aus er seinen massiven Widerstand gegen das NS-System  kurzfristig noch organisieren konnte. Nach dem Anschluss des Saarlandes an Hitler- Deutschland 1935 sah sich Heinrich Becker zunehmenden Schwierigkeiten und Gefahren politischer Widerstandstätigkeit gegenüber, was ihn schließlich dazu veranlasste, nach Frankreich zu emigrieren. Dort wurde er 1941 von der französischen Polizei festgenommen und an die Nazis ausgeliefert. In Berlin verurteilte ihn der Volksgerichtshof wegen Hochverrats zu fünf Jahren Zuchthaus, aus dem die Rote Armee ihn 1945 befreite.

Die Stadt Herborn hat am 2. Mai 2013 den Widerstand Heinrich Beckers und seines Kollegen Paul Szymkowiak gegen die NS-Diktatur in Herborn gewürdigt, indem sie eine Gedenktafel am ehemaligen Gewerkschaftshaus der Bergarbeitergewerkschaft in Herborn, Burger Landstraße 5 anbringen ließ. Damit wollte sie ausdrücklich den langjährigen Widerstand ehren, den beide von diesem Ort gegen den Nationalsozialismus organisiert hatten. Eine Ehrung der Widerstandsleistungen von Heinrich Becker in Berlin, im Saarland und in Frankreich steht noch aus.