Mitgliederversammlung am 29. Oktober 2011 im Rathaus der Freien Hansestadt Bremen

Auf herzliche Einladung des Bremer Bürgermeisters Jens Böhrnsen, tagte die Mitgliederversammlung  von Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. am 29. Oktober 2011 im Festsaal des Bremer Rathauses. Wie tief und eng die Verbindungen zwischen der Hansestadt und Gegen Vergessen – Für Demokratie sind, wurde schnell deutlich:  Der ehemalige Bremer Bürgermeister Henning Scherf, Mitglied von Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V., begrüßte die Mitglieder, besonders aber einen seiner Vorgänger im Amt des Bremer Bürgermeisters, Hans Koschnick, der als Vorsitzender von Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. in den Jahren 2000 bis 2003 die Vereinigung stark prägte. Joachim Gauck brachte es humorvoll auf den Punkt: „Uns standen hier überall Türen offen, das war natürlich so, weil die Bremer nette, geschichtsbewusste Menschen sind, die viel von Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. halten, aber irgendwie haben wir das doch ganz besonders Dir, lieber Hans Koschnick, zu verdanken.“

Welche Türen offenstanden, das hatten Vorstand und Beirat schon am Vorabend der Mitgliederversammlung erfahren, als Sie zu Gast bei der Firma Astrium einen Einblick in die Weltraumforschung erhielten und dort auch die Vorstands- und Beiratssitzung abhalten konnten. Auch am Samstagvormittag bot sich denjenigen Mitgliedern, die an der Führung durch den „Denkort Bunker Valentin“ in Bremen-Rekum teilnahmen, eine nicht alltägliche Perspektive  auf eines der größten Rüstungsprojekte der NS-Zeit. Von 1943 bis 1945 arbeiteten Tausende Häftlinge aus Konzentrations- und Arbeitserziehungslagern, Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene unter unmenschlichen Bedingungen auf der Baustelle des Hochbunkers zur U-Bootproduktion.

Auf der Mitgliederversammlung stellten der Vorsitzende und seine Stellvertreter verschiedene Themenfelder vor, die im Jahr 2011 die Vereinigung beschäftigten. Während Joachim Gauck auf die Erinnerungsarbeit für NS-Opfer hinwies und im Zusammenhang mit dem 70. Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion besonders die zivilen Opfer des Vernichtungskrieges im Osten erwähnte, berichtete Eberhard Diepgen von den Bemühungen der Vereinigung, auch in den alten Bundesländern zur Auseinandersetzung mit DDR-Geschichte anzuregen, in dem z.B. nach einer Möglichkeit gesucht wird, die bestehende Sammlung zur DDR-Geschichte in Pforzheim durch die Gründung einer Stiftung abzusichern. Frau Schmalz-Jacobsen stellte den Mitgliedern das in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung durchgeführte Schwerpunktprojekt „Praktische Geschichtsvermittlung in der Einwanderungsgesellschaft“ vor, während Prof. Faulenbach über die intensive Beschäftigung der Vereinigung mit dem Thema Demokratie und Bürgerbeteiligung sprach.

Geschäftsführer Dr. Michael Parak betonte in seinem Bericht die Erfolge und Weiterentwicklungen der Online-Beratung gegen Rechtsextremismus, die im Jahr 2011 die Elternarbeit, die Zusammenarbeit mit den Landessportbünden und die Vernetzung auf europäischer Ebene vorangetrieben hat. Er konnte auch auf den erstmalig schon vor der Mitgliederversammlung verschickten, gedruckten Jahresbericht hinweisen, der über die Veranstaltungen und Tätigkeiten von Vorstand, Regionalen Arbeitsgruppen und Geschäftsstelle auf 40 Seiten Auskunft gibt. Die Mitgliederversammlung verabschiedete auch eine Entschließung zum Gedenk- und Informationsort T4 in Berlin, in der sich Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. für eine angemessene Information über die NS-„Euthanasie“ am ehemaligen Ort der Täter einsetzt und damit die langjährigen Bemühungen des Gründungsvorsitzenden Dr. Hans-Jochen Vogel unterstützt, der aus gesundheitlichen Gründen in Bremen nicht dabei sein konnte.