Patenschaftsprojekt "Nationalsozialistische Gewaltherrschaft in Leutkirch"

Der Verein Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. und die Leutkircher Schulen führen unter Schirmherrschaft von Herrn Oberbürgermeister Henle ein Patenschaftsprojekt durch, das Schüler an das Thema Nationalsozialistische Gewaltherrschaft in Leutkirch heranführen soll. Darüber hinaus ist es Ziel des Projektes, die Opfer des Nationalsozialismus stärker ins Bewusstsein zu bringen und sie deutlicher in
die öffentlich praktizierte Gedenkkultur einzubeziehen.

Eine von der Sektion gestiftete drei Meter hohe Holzskulptur – sie steht ikonenhaft für die NS-Opfer Leutkirchs –wird für jeweils ein Jahr einer Schule zur Patenschaft übergeben. Die Skulptur steht über das Jahr im Hof der Schule, die sich währenddessen mit der NS-Zeit in Leutkirch beschäftigt. Die Schule wird dabei vom Verein unterstützt. Am Volkstrauertag wird die Skulptur zum “Kriegerdenkmal“ gebracht. Dort steht sie stellvertretend für die NS-Opfer. Die Patenschaft wird im Rahmender öffentlichen Gedenkfeier an die nächste Schule weitergegeben.

In der Beschäftigung mit dem Thema während des Patenschaftsjahres an der Schule soll den Schülern die Bedeutung von Zivilcourage, Bürgersinn und Demokratie anhand der geschichtlichen Ereignisse im unmittelbaren Umfeld ihres Heranwachsens vermittelt werden. Die Skulptur soll den Schulen Anstoß sein,
eigene Projekte im weiteren Themenkreis in unterschiedlichen Fächern während des Patenschaftsjahres durchzuführen. Die Skulptur wird zu einer „wandelnden Gedenkstätte“.

Die Gedenkstätte kommt zu den Menschen – nicht wie bisher umgekehrt. Damit soll der Gewöhnung
entgegengewirkt werden, die bei vielen Denk- und Mahnmalen zu beobachten ist. Das Konzept will Beispiel für eine neue zeitgemäße Gedenkkultur sein.

 

Hintergrund:
In Leutkirch hat es verschiedene Opfer nationalsozialistischer Verbrechen gegeben. Bekannt war die jüdische Familie Gollowitsch, die weitgehend ausgelöscht wurde. Die Skulptur “Lilo” wurde 2013 vom britischen Künstler Robert Koenig im Auftrag des Vereins geschaffen.

Vorbild war die sechzehnjährige Leutkircherin Lilo Gollowitsch, die in Auschwitz ermordet wurde. Auf einer
Stahlplatte am Sockel der Skulptur stehen die bisher bekannt gewordenen Namen der Leutkircher Opfer des Nationalsozialismus: Die jüdische Familie Gollowitsch, die in Grafeneck getöteten Geschwister Haßler, der in Dachau ermordete Leutkircher Landwirt Leonhard Brack.