Neues Bündnis für Solidarität mit den Sinti und Roma Europas stellt Kampagne vor

ROMADAY 2016

Auf Initiative des Vereins RomaTrial und der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas hat sich in Berlin ein breites gesamtgesellschaftliches Bündnis für Solidarität mit den Sinti und Roma Europas gebildet. Mitglieder der Interessengemeinschaft sind mehr als 20 Organisationen aus Politik, Zivilgesellschaft und Kultur. Mit dabei ist auch Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V. Ziel des Bündnisses ist es, auf die fortwährende Diskriminierung der größten europäischen Minderheit aufmerksam zu machen.

»Der Rassismus, den Sinti und Roma europaweit im Alltag erleben, ist unerträglich. Und niemand schaut hin! Wir dürfen es nicht den Betroffenen selbst überlassen, auf den Antiziganismus und dessen teils existenzbedrohende Folgen hinzuweisen. Sondern wir als Mehrheit müssen diese Situation endlich öffentlich benennen, verurteilen und dagegen angehen«, so Uwe Neumärker, Direktor der Stiftung Denkmal, zur Gründung der Initiative.

Kern der Kampagne gegen Antiziganismus ist ein Aufruf mit fünf zentralen Forderungen an Politik, Medien und Öffentlichkeit. Der Aufruf ist ab sofort unter www.romaday.org verfügbar. Bürgerinnen und Bürger sind aufgerufen, die Forderungen zu unterzeichnen und sich so gegen die Ausgrenzung von Sinti und Roma auszusprechen. Die gesammelten Unterschriften sollen an Bundestags- und Europaparlamentsabgeordnete, Minister, den Bundespresserat sowie die Medien übergeben werden.

Im Rahmen einer Kundgebung anlässlich des ROMADAY am 8. April 2016 wird der Aufruf durch Arne Friedrich verlesen. Der ehemalige Fußballnationalspieler gründete nach seiner Karriere die »Arne-Friedrich-Stiftung«, die sich unter anderem für die Integration von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund einsetzt. Das Bündnis zu unterstützen, ist ihm ein wichtiges Anliegen, da insbesondere die Kinder der Minderheit unter dem Rassismus zu leiden hätten. Für diese Kinder bestehe jedoch ohne Bildung und Chancengleichheit keine Möglichkeit auf Integration.

Hintergrund Roma und Sinti werden in Europa aufgrund jahrhundertealter Vorurteile diskriminiert. Dieser Rassismus hat in den vergangenen Jahren eine neue Dimension erreicht. Jüngstes Beispiel ist etwa der Angriff auf das Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma, das im Oktober 2015 mit einem Hakenkreuz und dem Wort »Vergasen« beschmutzt wurde.

Infolge der aktuellen Debatten über das Bleiberecht von Flüchtlinge verschärft sich die Situation der nach Deutschland geflüchteten Roma akut. Nach Serbien, Mazedonien und Bosnien-Herzegowina wurden im vergangenen Herbst auch Albanien, das Kosovo und Montenegro als sichere Herkunftsstaaten eingestuft. Anträge von Asylbewerbern aus diesen Ländern werden als »offensichtlich unbegründet« abgelehnt.

Die Lebenswirklichkeit der dortigen Roma wird dabei ausgeblendet: Diese ist bestimmt von Obdach- und Arbeitslosigkeit sowie Vertreibung. Roma werden teils nicht als Staatsbürger registriert, haben kaum Zugang zur Gesundheitsversorgung und werden aus dem Schulsystem ausgeschlossen. Nationalismus und Rassismus wenden sich in den Nachfolgestaaten Jugoslawiens in besonderem Maße gegen Roma. Sie fliehen aufgrund existenzbedrohender Ausgrenzung. In Deutschland ist diese Gruppe wiederum einem diskriminierenden Sonderverfahren ausgesetzt.

KUNDGEBUNG ANLÄSSLICH DES ROMADAY

8. April 2016, 12 Uhr, Simsonweg, 10577 Berlin

Reden u. a.: Aydan Özoðuz, Staatsministerin bei der Bundeskanzlerin und Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration; Soraya Post, Abgeordnete des Europäischen Parlaments; Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden; Zoni Weisz, Holocaustüberlebender

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