„Einigkeit und Recht und Freiheit“. Vorschläge zur Gestaltung der Jubiläumsjahre 2018 / 2019

Wolfgang Braun


Vorbemerkung: Die im Folgenden sehr anspruchsvollen Vorschläge zur Gestaltung der beiden Jubiläumsjahre 2018 und 2019
• 2018 jähren sich die beiden demokratischen Revolutionen von 1848 und 1918 und
• 2019 die drei deutschen Verfassungen von 1849, 1919 und 1949
gehen bei weitem über die Möglichkeiten und Kräfte unserer Vereinigung in Duisburg hinaus. Die Überlegungen sollen die Chancen verdeutlichen, die mit einer engagierten Ausgestaltung verbunden sein können. Vorgespräche, insbesondere mit der Volkshochschule Duisburg wurden schon aufgenommen, die Reaktionen waren nicht nur erfreulich, sondern mehr als ermutigend, nun sind in einem zweiten Schritt die Umsetzungsschritte zu prüfen. Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. wird sich im Rahmen seiner Mittel beteiligen.

Gedenkjahr 2018: Die beiden demokratischen Revolutionen

Im März 2018 lässt sich auf 170 Jahre demokratischer Revolutionen in Europa zurückblicken, nicht nur im gesamten Deutschland, sondern auch in Frankreich, Italien usw. erschütterten Aufstände die bestehenden Monarchien, leiteten mancherorts Monarchen den Übergang zur konstitutionellen Herrschaftsform ein. Im November 2018 lässt sich auf 100 Jahre Ausrufung der Republik zurückblicken - ein Ereignis, das vor 10 Jahren anlässlich des 90. Jahrestags in Deutschland mit erlesener Lieblosigkeit behandelt wurde.

Vorgeschlagen wird folgende thematische Konzentration für beide Ereignisse:
Frühjahr 2018: Die europäischen Revolutionen von 1848 (und Reformbewegungen von „oben“).
Herbst 2018: Die Novemberrevolution im Deutschen Reich (und Demokratisierung Deutschlands).
Mit dieser Aufspaltung werden beide Themenblöcke bezogen auf die geringen Ressourcen handhabbar, würde in beiden Fällen sowohl die europäische Dimension in voller Breite und die deutsche Dimension in der erforderlichen Tiefe präsentiert. Ansonsten wäre eine allseitige „Kannibalisierung“ der eigenen Veranstaltungen durch ein Überangebot bezogen auf das kleine interessierte Publikum zu erwarten.
Frühjahr 2018 im Einzelnen:
Kern einer Veranstaltungsreihe könnte ein Vortrag zu den Revolutionen von 1848 in Europa sein . Ergänzend wären Vorträge zu den Entwicklungen in Deutschland (N.N.), Frankreich1, Vereinigtes Königreich , Niederlande (N.N.), Italien und Polen (finanzielle Förderung durch eine der größeren Stiftungen erforderlich) wünschenswert; Ungarn und Spanien sollten – wenn leistbar – auch Berücksichtigung finden.
Denkbar wären zudem Kulturveranstaltungen: Lesungen zu März und Vormärz, aber auch aus dem Kommunistischen Manifest oder anderen Frühschriften usw. usf., oder Musikabende. Hier könnte auf diverse Interpreten zurückgegriffen werden. Ergänzend könnte noch die CD „Europäische Freiheitslieder 1789 bis 1989“, für die schon ein Vorschlag zur Zusammenstellung vorliegt, endlich herausgegeben werden.
In der Gesamtheit der Vorschläge wurde ein politisches Vermittlungsziel unterstellt und eingearbeitet: Das aktuelle Geschichtsbild der Deutschen – nolens volens immer auch ein Selbstbild – von der in den letzten 20 bis 30 Jahren durchgesetzten Reduktion auf den Dreischritt „Sündenfall“ (NS), „Buße“ (Niederlage) und „Wiederauferstehung“ („Phönix aus der Asche“) zurechtzurücken. Die deutsche Geschichte lässt sich nicht auf die 12 Jahre zu reduzieren, aber die Ereignisse der zwölf Jahre lassen sich auch nicht mit Hinweise auf die vorgängige Geschichte Deutschlands und der Deutschen hinwegretuschieren. Genauso wenig lässt sich die deutsche Geschichte auf eine reine Vergehens-
und Versäumnisgeschichte reduzieren; sie ist in ihrer Gebrochenheit zur Kenntnis zu nehmen und zu ertragen („Die Shoa und ihr Schatten“).
Herbst 2018 im Einzelnen:
Würde als Kern des Programmes in der ersten Novemberhälfte ein Veranstaltungsblock unter dem Titel „Der  9. November in der deutschen Geschichte“ durchgeführt, wäre in dieser Hinsicht schon viel erreicht. Drei Veranstaltungen würden sich ergänzen:
• Am 9. November 2018 zur Novemberrevolution im Deutschen Reich2.
• Am 8. oder 12. November die Gedenkveranstaltung zur „Reichskristall-“ / Reichspogromnacht. Die Themenfestlegung erfolgt durch die Veranstalter, angeregt werden könnte z.B. ein Vortrag zum Beitrag von Juden zur Demokratisierung Deutschlands.
• Am 16. November 2018 eine Veranstaltung zur Öffnung der „Mauer“.
Die zeitnahe Thematisierung der drei Ereignisse rückt die geschichtspolitische Dimension des Tages in den Blick – die deutsche Geschichte in ihrer Gebrochenheit. Es bleibt zu prüfen, ob nicht alle drei an demselben repräsentativen Ort, im Ratssaal, stattfinden können. Zudem sollten diese – wenn möglich – gemeinsam beworben werden und es sollte über die erforderlichen Veranstaltergemeinschaften sichergestellt werden, dass die Mindestresonanz in allen drei Fällen gegeben ist. Die Bewerbung der Veranstaltungen bekommt in diesem Konzept eine zentrale Bedeutung und ist daher so zu halten, dass dem Hauptadressaten der Vermittlungsanstrengungen, konservativen Milieus (ggfs. mit Übergangsbereitschaft zum Rechtspopulismus), also denen, den etwas nahegebracht werden soll, keine unnötigen Zugangs- und Verständnishindernisse aufgebaut werden. Dieser Kreis dürfte nur in Ausnahmefällen an einer solchen Veranstaltungen teilnehmen, lässt sich aber mittelbar beeinflussen. Die anderen Couleurs hingegen kennen die Kernargumente schon, wenn auch zumeist in verballhornter Form (Stichwort: Vergehens- und Versäumnisgeschichte).
Ergänzend: Es sollte den unterschiedlichen Kräften die Möglichkeit geboten werden, durchaus relativ breit Vorträge und Darbietungen zur Demokratiegeschichte für den Zeitraum etwa von 1850 und 1930 anzubieten und diese im Rahmen einer gemeinsamen Ankündigung zu bewerben. Von Seiten der Initiatoren bleibt nur darauf zu achten, dass der zu befürchtende Revolutionskitsch für die 20er Jahre durch deutliche Gegenpositionen aufgefangen wird. Ansonsten, Namen seien als Stichworte genannt: Wilhelm Hasenclever, Franz Wieber, …
Gedenkjahr 2019: Die drei deutschen Verfassungen
Vorgeschlagen wird in diesem Falle ein ambitioniert zurückgenommenes Programm. Neben drei Veranstaltungen zu den jeweiligen Verfassungen im Herbstsemester 2019 der VHS  sollte ein Festakt am 23. Mai 2019 im Stadttheater ins Zentrum gerückt werden. Die Wahl des Veranstaltungsortes unterstreicht die geschichtliche Dimension (ein etwa 100 Jahre altes Gebäude), die Größe des gewählten Raumes die Bedeutung der Ereignisse. Entsprechend muss das Programm gestaltet und das Publikum gewonnen werden. Im Saal sollten vorrangig junge Duisburger (allerlei Herkunft und aller Geschlechter), Vereins- und Verbandsvertreter und nicht bloß Honoratioren (beiderlei Geschlechts, unterschiedlicher Herkunft) zu finden sein. Bei diesem Wege ließe sich auch ein so großer Saal füllen, Detailvorschläge können unterbreitet werden. Zum Programm seien nur wenige Hinweise gegeben, aber sie verdeutlichen die Möglichkeiten. Die ursprüngliche Vertonung des Liedes „Schwarz, Rot, Gold“ stammt von Robert Schumann, der „Chor der Hebräer“ aus Verdis Aida (im Deutschen der Gefangenenchor, warum wohl?), Medleys zu den „Roaring Twenties“ oder der Nachkriegszeit ließen sich einbauen – und auch unterschiedliche Chöre oder Interpreten aus Duisburg. Wichtig ist bei solchen Gelegenheiten: Es muss nicht auf Met-Niveau sein, es muss von Herzen kommen, es muss die Anwesenden ansprechen und integrieren.

P.S. Für ein Gesamtbild wären noch die Aktionen im Rahmen von Duisburg plural und die Schulverteilaktionen aufzulisten. Diese Anstrengungen zur Eindämmmung des Rechtspopulismus und Geschichtsrevisionismus werden

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