„Menschenrechte in der DDR und heute“

Schulprojekttag am 8. November 2016 mit 80 Jugendlichen in der Jenaer Montessorischule

Foto: RAG Sachsen-Anhalt

Wieso sollte eine heute 16jährige die DDR-Geschichte interessieren? „Weil wir heute wie damals für die Durchsetzung des Asylrechts kämpfen müssen!“, sagt Babette* (Klasse 10a, aus einer Thüringer Familie) in der Präsentation ihrer Gruppenarbeit. Sie ist eine von 85 Schüler/innen, die an einem Projekttag teilnehmen, an dem die Geschichte Ihrer Eltern und Großeltern wieder lebendig wird.

 

Das gilt auch für die Vietnamesin, deren Eltern als „Vertragsarbeiter“ in den 80er Jahren nach Jena gekommen waren und bleiben durften und genauso für die chilenische Sozialarbeiterin, deren Eltern nach dem Militärputsch 1973 in der DDR Asyl gewährt wurde. Und das gilt ganz aktuell für die jugendlichen Flüchtlinge, die mehr und mehr die Schule bevölkern.

 

Wie läuft nun eine solcher Projekttag, damit er für die medial verwöhnten Networker interessant und nachhaltig erinnernswert wird? Der vom Referententeam verfolgte Ansatz der „existentiellen Pädagogik“ erlaubt in besonderer Weise, die Jugendlichen (und Lehrkräfte) in ihrer Lebenswirklichkeit abzuholen. Einzelthemen sind dabei z. B. der DDR- oder westdeutsche (oder Migrations-) Lebenshintergrund der Familie, der auch in der dritten Nachwendegeneration relevant bleibt, sowie die mit dem Aufkommen von PEGIDA und AFD gewachsene Bedeutung der Presse- und Redefreiheit („Lügenpresse“, „Das wird man wohl noch sagen dürfen“ usw.). M.a.W. Menschenrechtsthemen werden wieder in der Familie und selbst unter 16jährigen Jugendlichen diskutiert, freilich zumeist, ohne dass diesen der Bezugsrahmen bewusst ist.

 

Die Bewusstseinsbildung zur Bedeutung der Menschenrechte im und für das eigene Leben der Schüler/innen ist das didaktische Ziel der Schulprojekte. Mehr aber auch nicht weniger soll und kann an einem Projekttag erreicht werden. Das setzt die Vor- und Nacharbeit mit den Lehrkräften voraus und im Unterrichtsverlauf selbst eine jugendgemäße Herangehensweise an das Thema. Der Einsatz von Methoden- und Medienvielfalt in zeitgemäßer Qualität um den Unterricht abwechslungsreich und nachhaltig zu gestalten, ist dabei selbstverständlich. Die Authentizität des Projektes wird nicht zuletzt dadurch unterstützt, dass die Referenten nicht nur pädagogisch und fachlich qualifiziert sind, sondern auch Zeitzeugen für das Thema sowohl bezogen auf die DDR-Geschichte als auch für das Menschenrechtsengagement in der Gegenwart.

 

So war es nicht verwunderlich, dass der Projekttag mit einem brausenden Applaus endete: Für die Referenten vom Projekt- und Lehrkräfteteam, die das Ganze organisiert und inhaltlich vorbereitet hatten, aber vor allem für die Jugendlichen selbst, die nach einer Einführungsphase mit medialen und dynamischen Impulsen in den Gruppenarbeiten und den Präsentationen auf überzeugende Weise selbst dafür sorgten, dass auch dem Letzten die existentielle Bedeutung der Menschenrechte für das eigene Leben bewusst geworden war.