Zum Tod von Kurt Beckhardt

Kurt Beckhardt (Quelle: WDR)

Am 5. August 2016 starb Kurt Beckhardt im Alter von 89 Jahren in Bonn. Nachdem der WDR-Film „Der Jude mit dem Hakenkreuz“ 2007 veröffentlicht wurde, war Beckhardt gern gesehener Zeitzeuge bei Veranstaltungen von „Gegen Vergessen – Für Demokratie“, insbesondere bei den Regionalen Arbeitsgruppen Rhein-Main, Südhessen und Mittelrhein. Häufig besuchte er auch Schulen, meistens gemeinsam mit seinem Halbbruder Werner Lahr. Wenn es die Gesundheit zuließ, war er in den letzten Jahren auch zu Gast bei Veranstaltungen mit seinem Sohn Lorenz Beckhardt, der nicht nur zusammen mit Mathias Haentjes den Film „Der Jude mit dem Hakenkreuz“ produzierte, sondern vor zwei Jahren unter dem gleichnamigen Titel die beeindruckende Familiengeschichte der Beckhardts in Buchform gebracht hat.

 

Kurt Beckhardt wurde 1927 in Wiesbaden als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. Der Vater Fritz Beckhardt war im 1. Weltkrieg als jüdischer Kampfflieger zu höchsten militärischen Ehren gelangt. Daher stammte auch der Titel von Film und Buch, denn Beckhardt flog unter dem Zeichen des Hakenkreuzes, bei dem es sich damals noch nicht um ein Nazi-Symbol handelte. Als die Nationalsozialisten die Macht erlangten, spielten seine Verdienste für das Vaterland keine Rolle mehr. Wegen sogenannter „Rassenschande“ kam Fritz ins Konzentrationslager Buchenwald. Glücklicherweise gelang es ihm später, mit seiner Frau Deutschland zu verlassen. Die beiden Kinder, darunter der damals12jährige Kurt, waren zuvor über Kindertransporte nach England in Sicherheit gebracht worden. Nach dem Krieg kehrte die Familie Beckhardt nach Wiesbaden zurück, musste allerdings einen zermürbenden Kampf um Anerkennung und Wiedergutmachung durchleiden.

 

Angestoßen durch die Recherchen seines Sohnes, des WDR-Journalisten Lorenz Beckhardt, setzte sich Kurt in den letzten 12 Jahren seines Lebens intensiv mit seiner Vergangenheit auseinander, und auch mit den Lehren, die wir daraus für Gegenwart und Zukunft gewinnen. Solange er konnte, nahm er Einladungen unserer Vereinigung u.a. in Bonn, Frankfurt, Darmstadt, Hanau oder Wiesbaden wahr. Am 11. August wurde er auf dem jüdischen Friedhof in Wiesbaden beigesetzt. Mit Kurt Beckhardt verlieren wir einen warmherzigen, geistreichen, gewitzten und äußerst bescheidenen Menschen. Wir werden sein Andenken bewahren!

 

(Andreas Dickerboom)