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Wolfgang Tiefensee wird Nachfolger von Joachim Gauck

Neuer Vorsitzender von Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V.

12.06.2012. Der Vorstand von Gegen Vergessen - Für Demokratie hat heute Wolfgang Tiefensee (MdB) als Nachfolger von Dr. h. c. Joachim Gauck für den Vorsitz des Vereins für die nächste Amtsperiode ab November 2012 nominiert. Der Vorstand empfiehlt somit der Mitgliederversammlung, Wolfgang Tiefensee auf ihrer Sitzung am 24. November des Jahres in Erfurt als Vorsitzenden zu wählen. Für die letzten Monate der auslaufenden Amtsperiode hat Wolfgang Tiefensee auf Bitte des geschäftsführenden Vorstands und des scheidenden Vorsitzenden Joachim Gauck seine Bereitschaft erklärt, bereits jetzt den Vorsitz zu übernehmen. Der Vorstand hat ihn daraufhin satzungsgemäß und mit sofortiger Wirkung zum Vorsitzenden der Vereinigung gewählt. Die Neuwahl war erforderlich geworden, weil Dr. h. c. Gauck am 18. März mit der Wahl zum Bundespräsidenten sein Amt als Vorsitzender nach neun Jahren Tätigkeit niedergelegt hatte.

Der ehemalige Leipziger Oberbürgermeister, Bundesverkehrsminister und Beauftragte für Ostdeutschland will in seinem neuen Ehrenamt dazu beitragen, auf dem Hintergrund der Diktaturen des 20. Jahrhunderts die demokratischen Strukturen in unserem Land zu stärken und das bürgerschaftliches Engagement für die Demokratie zu befördern. Wolfgang Tiefensee: „Wir sind alle aufgerufen, uns für eine Gesellschaft in Vielfalt und für Mitmenschlichkeit einzusetzen, in der Herabwürdigung, Ausgrenzung, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt keinen Platz haben.“

Bereits in seiner Amtszeit als Beauftragter der Bundesregierung für die ostdeutschen Länder war Wolfgang Tiefensee besonders dafür eingetreten, jene Förderprogramme des Bundes auszuweiten und aufzustocken, die auf die Stärkung der Zivilgesellschaft und die Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus zielen. In seiner Funktion als Verkehrsminister hatte Wolfgang Tiefensee darüber hinaus darauf gedrängt, die Verstrickung seines Ministeriums und der Reichsbahn mit dem NS-Regime aufzuarbeiten.  Er hat gegen erhebliche Widerstände durchgesetzt, dass das vielbeachtete Ausstellungsprojekt „Sonderzüge in den Tod“ ab 2008 auf deutschen Bahnhöfen gezeigt werden konnte.

Aus seiner persönlichen Biographie heraus – er lehnte z.B. den Dienst an der Waffe in der Nationalen Volksarmee ab, war Mitglied der Bürgerbewegung Demokratie Jetzt und des Rundes Tisches seiner Heimatstadt Leipzig  – plädiert Tiefensee dafür, die DDR differenziert zu betrachten. Er tritt dafür ein,  die Lebensleistung der Bürger in der DDR zu würdigen, aber zugleich eine fortdauernde Auseinandersetzung mit dem in der DDR begangenen Unrecht  zu ermöglichen. Wolfgang Tiefensee:  „Es gilt in Zukunft und für unsere Zukunft, die Diktatur im Alltag der DDR zu ergründen. Mit diesem Wissen können wir uns heute gegen all das immunisieren, was uns in neue Unfreiheiten führen könnte. Zivilcourage, die im Kleinen wie in der großen Politik unser freiheitliches Zusammenleben stärkt, fällt eben nicht vom Himmel, sondern will mühsam eingeübt sein.“

Laut Satzung sind die Ziele des Vereins die Stärkung der Demokratie in Deutschland und die Auseinandersetzung mit den nationalsozialistischen Verbrechen sowie dem Unrecht des SED-Regimes. Gründungsvorsitzender war 1993 Dr. Hans-Jochen Vogel. Ihm folgte 2000 Dr. h. c. Hans Koschnick, bevor Dr. h. c. Joachim Gauck 2003 den Vorsitz übernahm.