Mitteilungen

Max Mannheimer – Überlebender, Künstler, Lebenskünstler

Buchvorstellung in München am 24. März 2011

Ilse Macek und Margrit Grubmüller

Der reich ausgestattete Saal der Juristischen Bibliothek im Neuen Münchner Rathaus bot das wunderschöne Ambiente  für die Vorstellung des Buches „Max Mannheimer – Überlebender, Künstler, Lebenskünstler. Ausgewählte Reden und Schriften von und über Max Mannheimer“. Die Atmosphäre war festlich-heiter, wozu die Beliebtheit des 91jährigen Zeitzeugen Max Mannheimer beim Publikum ebenso beitrug, wie die Reden seiner Freunde, des  jetzigen und des ehemaligen Münchner Ober-bürgermeisters, Christian Ude und Hans-Jochen Vogel. Max Mannheimer fühlte sich sichtlich wohl im Kreise seiner Familie – Tochter Evi Faessler mit ihren Kindern Judith, Cornelia und Andreas sowie Sohn Ernst Mannheimer mit seiner Tochter Nina ¬– und freute sich auch über die  Reverenz, die ihm die anwesende Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, die Abgeordneten des Stadtparlaments und des Landtages und die Ehrengäste zuteil werden ließen.

Horst Schmidt, Historiker und Leiter des Bayernforums der Friedrich-Ebert-Stiftung und einer der beiden Herausgeber, konnte die Vertreter nahezu aller mit der Vermittlung zeitgeschichtlicher Fragestellungen beschäftigten städtischen Institutionen begrüßen: das Bildungs- und Sportreferat mit Rainer Schweppe, das NS-Dokumentationszentrum mit Dr. Irmtrud Wojak, das Stadtarchiv mit Dr. Michael Stephan und die Volkshochschule mit Dr. Susanne May und Prof. Dr. Klaus Meisel und Dr. Reinhard Wieczorek, dem neuen Vorsitzenden des Freundeskreises der Münchner Volkshochschule und ehemaligen Referenten für Arbeit und Wirtschaft.
Ebenso waren die ehemaligen und aktuellen Verleger Ernst Piper und Michael Volk im Publikum sowie Barbara Distel, die langjährige Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau, die 1985 zusammen mit Wolfgang Benz für die Erstveröffentlichung der Erinnerungen Max Mannheimers in den Dachauer Heften gesorgt hatte. Mit dieser Veröffentlichung hatte sich das Leben Max Mannheimer von einem auf den anderen Tag verändert. Von da an datieren die Reden, die in diesem Buch thematisch gegliedert gesammelt sind: Die Laudationes zu den runden Geburtstagen und den zahlreichen bedeutenden Auszeichnungen Max Mannheimers, seine eigenen Reden für Weggefährten und Freunde, zu Gedenktagen und politischen Zeitfragen. Einige sehr eindringliche und aufschlussreiche Reden und Schriften lassen die Persönlichkeit des Zeitzeugen Max Mannheimer  in den Dimensionen seiner künstlerischen Tätigkeit, seiner religiösen und politischen Überzeugungen aufscheinen. Ergänzt wird dieses facettenreiche Kompendium einer reichen und selbstverständlich nicht annähernd vollständig auszulotenden Persönlichkeit in der politischen Landschaft Münchens und Bayerns durch Beiträge aus dem privaten Freundes- und Familienkreis.

Oberbürgermeister Christian Ude begrüßte das Publikum als Versammlung von Persönlichkeiten, von denen „eine ganze Reihe eine Rede über Max Mannheimer aus dem Stegreif halten“ könnten, und nahm die heitere Seite des Buches und das Talent zum Optimismus und Humor des ihm gut bekannten Max Mannheimer in den Fokus. Besonders hatte es ihm die Bezeichnung „Lebenskünstler“ im Buchtitel angetan und ein dazu korrespondierender Text-Beitrag der Schwiegertochter Olga Mannheimer.

Hans-Jochen Vogel, der seine Hommage mit der von ihm sicherlich sehr selten gebrauchten Bekundung der Bewunderung für seinen Freund Max Mannheimer eröffnete, machte seinen Eindruck über das Buch und den Protagonisten an zwei Beiträgen fest: Am Gespräch mit Andreas Bönte, worin Max Mannheimer seine Erlebnisse in Auschwitz schildert, wo seine Eltern, seine junge Frau und seine Geschwister, Erich, Ernst und Käthe, ermordet wurden, und an der „Fastenpredigt“ in der Pfarrkirche von Eichenau, in der er auf substantielle Fragen eingeht, auf seinen jüdischen Glauben und die Frage, wo Gott geblieben sei, als in Auschwitz der Völkermord geschah. „Wer die Texte dieses Sammelbandes liest, weiß am Ende dass er es mit einem wunderbaren Menschen zu tun hat.“ Gelobt wurde von Hans-Jochen Vogel das ausführliche Personenverzeichnis, dem sich womöglich in einer zweiten Auflage ein Sachverzeichnis hinzugesellen möge.

Ilse Macek, ebenfalls Herausgeberin, Politikwissenschaftlerin und Programmbereichsleiterin an der Münchner Volkshochschule sowie Sprecherin der Regionalen Arbeitsgruppe München von Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V., beleuchtete die „ausgewählten Reden und Schriften von und über Max Mannheimer“ in ihrem zeitgeschichtlichen und wissenschaftskritischen Kontext, fragte nach der politischen Bedeutung von Zeitzeugenschaft und nach den Konjunkturverläufen der Resonanz von Geschichts- und Politikwissenschaft. In den Vordergrund stellte sie die erfahrungsgeschichtliche Dimension Auschwitz, den Dreh- und Angelpunkt, den Antrieb zur Zeitzeugenarbeit und politischen Partizipation Max Mannheimers. Sie bescheinigte Max Mannheimer, den Tausende von Schülerinnen und Schülern erleben durften und dessen Intention nicht vergangenheitsverhaftet und museal, sondern reflexiv und politisch zukunftsorientiert sei, außergewöhnlichen pädagogischen Erfolg. Das Geschichtsbewusstsein der Schülerinnen und Schüler, das aus der Begegnung mit ihm erwachse, werde in Briefen dokumentiert. Es sei „vielleicht nicht so sehr faktenreich und analytisch, aber eben gefühlsstark“ – eine Hinwendung zur „Sensibilität für Menschenrechte, zu Toleranz und sozialem Handeln“.  Für diese Werte steht die Persönlichkeit Max Mannheimer, Ehrenmitglied der Vereinigung Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. – er lebt sie uns vor. 

Das Buch ist erschienen im Volk Verlag, München. Hrsg.: Ilse Macek, Regionale Arbeitsgruppe München von Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V./Horst Schmidt, BayernForum der Friedrich-Ebert-Stiftung e.V.

Ilse Macek ist Programmbereichsleiterin an der Münchner Volkshochschule und Sprecherin der RAG München. Margrit Grubmüller war Direktorin der Akademie Frankenwarte und ist Mitglied von Gegen Vergessen – für Demokratie e.V.